Anfangs wurde die Behandlung mit Akupunktur belächelt, mittlerweile hat sie vor allem in der Schmerztherapie einen festen Platz als alternative Heilmethode. Akupunktur kann auch die Beschwerden von Skeptikern lindern.
Alte Heilmethode aus China
Bei einer Akupunktur-Behandlung sticht der Therapeut lange dünne Nadeln in bestimmte Körperstellen des Patienten. Die Prozedur soll schmerzlindernd wirken und die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen. Die Akupunktur gehört zu den traditionellen chinesischen Heilmethoden und gelangte Mitte des letzten Jahrhunderts zu uns, während sie im Reich der Mitte seit 3000 Jahren zum Einsatz kommt.
Nun ist die Akupunktur mit circa 15 Mio. Sitzungen im Jahr in Deutschland angekommen. Sie gilt heute als bewährte Methode bei Rücken- oder Kopfschmerzen und kann ebenso Allergiebeschwerden oder Atemwegserkrankungen lindern.
Darüber hinaus kommt Akupunktur in der Gynäkologie zum Einsatz: Die Heilmethode soll Wehenschmerzen verringern und die Geburt beschleunigen. Beliebt ist die Methode ebenso bei Übergewichtigen, die abnehmen wollen. Hier kann sie zusammen mit der Veränderung des Lebensstils eine Veränderung des Hungergefühls bewirken.
Wie funktioniert Akupunktur?
Nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin fließt die Lebensenergie Qi in bestimmten Bahnen (die sogenannten Meridiane) durch unseren Körper. Wenn dieser Energiefluss gestört wird, kommt es zu Krankheiten oder Schmerzen. Um das Qi wieder in die gewünschten Bahnen zu lenken, werden die Meridiane an bestimmten Akupunkturpunkten mit Nadeln stimuliert.
Dabei stehen die Meridiane im Verhältnis zu bestimmten Organen und Körperfunktionen. Das heißt, dass der Therapeut je nach Beschwerden verschiedene Akupunkturpunkte, wie beispielsweise am Ohr, mit Nadeln bearbeitet.
Den Stich selbst spürt der Patient kaum. Es kann zwar anfänglich etwas schmerzen, das Schmerzgefühl wird dann aber oft von einem Wärmegefühl abgelöst. Die Nadeln bleiben meist bis zu einer halben Stunde im Körper. Für eine bessere Wirkung erwärmt der Therapeut die Nadeln vorher oder bewegt sie während der Behandlung auf und ab. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit der Akupressur: Dabei massiert der Arzt die Akupunkturpunkte mit den Fingern.
Belegte Wirksamkeit, ungeklärter Heilungsprozess
Während viele Menschen diese alternative Heilmethode gern in Anspruch nehmen, sind sich die Mediziner hierzulande über den Einsatz von Akupunktur uneins. Die Wissenschaftler wissen nämlich noch nicht genau, wie die Akupunktur funktioniert. Möglicherweise stimulieren die Nadelstiche das Gehirn. Das kurbelt dann die Produktion von Glückshormonen an, um den Schmerz durch den Stich zu lindern.
Die Wirksamkeit von Akupunktur ist allerdings wissenschaftlich belegt. Am bekanntesten ist wohl die deutsche gerac-Studie, die unter anderem mithilfe von 5000 Ärzten zeigt, dass eine sechswöchige Akupunktur bei Kopfschmerzen (Migräne und Spannungskopfschmerzen) genauso wirkt wie eine sechsmonatige vorbeugende Therapie mit bestimmten Medikamenten. Kritiker werfen den Anhängern der fernöstlichen Heilmethode allerdings vor, allein vom Placebo-Effekt zu profitieren. Trotzdem kann eine Akupunktur bei bestimmten Erkrankungen helfen, sollte aber nicht zum großen Heilsbringer stilisiert werden.
Wann hilft Akupunktur?
Eine Akupunktur liefert – auch als begleitende Therapie – gute Behandlungsergebnisse bei:
- Chronischen Schmerzen,
- Übelkeit, Erbrechen,
- Geburtsschmerzen, Menstruationsbeschwerden,
- Allergien und Asthma,
- Atemwegserkrankungen,
- Magen-Darm-Erkrankungen
- sowie Suchtkrankheiten (u. a. gestörtes Essverhalten).
Akupunktur hat praktisch keine Nebenwirkungen, kann aber in einigen Fällen zu Schwindel führen. Wichtig: Bei schweren psychischen Erkrankungen und Gerinnungsstörungen sowie akutem medizinischen Handlungsbedarf sollten Sie von einer Akupunktur absehen.
Sprechen Sie vor einer Behandlung unbedingt mit Ihrem Arzt. Eine Akupunktur kann nicht bei jeder Erkrankung helfen und zeigt nicht bei jedem Patienten die gleichen Ergebnisse. Oft ist eine zusätzliche medikamentöse Therapie notwendig.
Informieren Sie sich vorher, ob Ihr Therapeut eine adäquate Ausbildung für Akupunktur-Behandlungen vorweisen kann. Gesetzliche Krankenkassen zahlen eine Akupunktur in bestimmten Fällen wie einer Kniegelenksarthrose.