Unser Darm kommuniziert direkt mit dem Gefühlszentrum unseres Gehirns. Die Bakterien der Darmflora spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das fanden Forscher der Universität Graz heraus. Ihren Erkenntnissen zufolge nimmt unsere Ernährung direkten Einfluss auf unsere Emotionen.
Mit über 100 Millionen Nervenzellen befinden sich in der Darmwand mehr Nerven als im Rückenmark. Unser Darm verfügt also über eine ausreichende „Rechenleistung“, um den Informationsfluss zum Gehirn zu steuern. Diese Informationen gehen an das limbische System, das unsere Emotionen regelt.
Rechenzentrum im Bauch
Die Verbindung von kalorienreichem Essen und guter Laune ist der Forschung seit Längerem bekannt. Der Verzehr von Süßem und Fettem aktiviert im Gehirn das Belohnungssystem. Wir fühlen uns kurzfristig besser. Nun fanden die Forscher heraus, dass der Darm über den Vagusnerv in direkter Verbindung mit dem Gehirn steht. Fast 90 Prozent dieser Verbindungen verlaufen nur in eine Richtung: Vom Darm zum Gehirn.
Zusätzlich entdeckten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und unseren Gefühlen. Die Billionen an Mikroorganismen in unserem Darm verständigen sich über Botenstoffe. Diese sog. „Metabolite“ reizen die Nerven der Darmwand und wirken so auf das limbische System. Abhängig von der aufgenommenen Nahrung ändert sich die Zusammensetzung der Darmbakterien. Das bedeutet unterschiedliche Impulse für unser Gefühlszentrum.
Gesunder Darm, gesunder Geist
Die Grazer Forscher nehmen an: Befindet sich die Darmflora im Gleichgewicht, gilt das auch für unsere Gefühle. Die Ernährung hat demnach zentrale Bedeutung für unsere Emotionen und Stimmungen. Zucker und Fette belasten den Darm. Nach dem anfänglichen Glücksgefühl der Sättigung fällt die Stimmung in den Keller. Das belegen zahlreiche Studien.
Achten Sie auf eine ganzheitliche Ernährung mit Gemüse, Fisch und Vollkornprodukten. Dadurch senken Sie das Risiko von Depressionen. Auch bestimmte Milchprodukte wie Joghurt haben positive Auswirkungen auf die Darmflora. Eine amerikanische Studie mit weiblichen Testpersonen beweist dies. Nach der regelmäßigen Einnahme probiotischer Joghurts reagierten die Gehirne der Probandinnen weniger stark auf negative Reize.
Versuche an Mäusen
Ihre Erkenntnisse über die Verbindung von Darm und Gehirn stützt die Forschung auf Versuche mit Mäusen. Erhielten die Versuchstiere eine Fettinfusion, verhielten sie sich beim Erkunden eines Labyrinths ängstlicher als die Kontrollgruppe. Im Gegensatz dazu zeigten sich die Nager nach Verabreichung von bestimmten Joghurt-Bakterien neugieriger. Diese Verhaltensweisen gehen nachweislich auf die Aktivität des Vagusnervs zurück.
Die Kommunikation von Verdauungstrakt und Gehirn gilt als erwiesen. Die Fülle der Indizien deutet auf einen engen Zusammenhang von Emotionen und Ernährung hin. Kritiker warnen jedoch davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Ihrer Meinung nach gelten die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht automatisch für den Menschen. Bis Gewissheit herrscht, bedarf es weiterer Studien mit menschlichen Probanden.
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