Cholesterin gilt gemeinhin als ungesund. Wir bringen den Stoff mit Fettleibigkeit und Herzkrankheiten in Verbindung. Das ist jedoch ein Trugschluss. Cholesterin steckt in jeder Zelle und ist für den Menschen lebenswichtig. Seine schädliche Wirkung gilt nach neuen Erkenntnissen als umstritten.
Cholesterin zählt zu den im Körper am häufigsten vorkommenden Stoffen. Jeder Mensch trägt etwa 140 Gramm in sich. Der Körper bildet es zu einem großen Teil selbst. Nur 30 bis 60 Prozent des in der Nahrung befindlichen Cholesterins nehmen wir tatsächlich auf. Der Naturstoff befindet sich ohne Ausnahme in jeder tierischen Zelle. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen LDL- und HDL-Cholesterin.
Ist Cholesterin schädlich?
Die kurze Antwort lautet „nein“. Cholesterin ist lebenswichtig. Es bildet einen wesentlichen Bestandteil der Zellwände und beteiligt sich an der Einschleusung von Signalstoffen. Darüber hinaus stellt es einen unverzichtbaren Grundstoff für die Bildung der Geschlechtshormone Testosteron, Progesteron und Östradiol dar. Abhängig von Geschlecht und Alter weist jeder Mensch einen natürlichen Cholesterinspiegel auf. Dieser steigt mit fortschreitendem Alter deutlich an.
Allerdings deuten zahlreiche Studien aus den vergangenen 100 Jahren auf einen Zusammenhang zwischen dem LDL-Cholesterinspiegel und einem erhöhten Risiko von Arterienverkalkung und koronaren Herzkrankheiten hin. Einige Erhebungen wiesen einen Zusammenhang zwischen der Entstehung der Alzheimerkrankheit und einem erhöhten Cholesterinspiegel nach.
Der Unterschied zwischen LDL- und HDL-Cholesterin
LDL und HDL bezeichnen Lipoproteine. Sie regeln den Transport von Cholesterin im Körper. LDL steht dabei für „Low Density Lipoprotein“ und benennt ein Lipoprotein mit geringer Dichte. LDL transportiert das vom Körper selbst gebildete Cholesterin. Es bewegt die größten Mengen Cholesterin in unserem Organismus. Weil es auch für die Ablagerung des Stoffes in den Blutgefäßen verantwortlich ist, trägt es zur Arteriosklerose bei. Deshalb gilt das LDL-Cholesterin im Volksmund als das „böse Cholesterin“.
HDL bedeutet „High Density Lipoprotein“ und meint Lipoproteine hoher Dichte. Sie spielen eine zentrale Rolle in unserem Stoffwechsel. Hauptaufgabe des HDL ist es, überschüssiges Cholesterin in die Leber zu transportieren. Indem es peripheres Gewebe wie die Blutgefäße befreit, wirkt es Beschwerden wie verkalkten Arterien entgegen. Das senkt das Risiko von Herzinfarkten. Umgangssprachlich heißt das HDL-Cholesterin daher „gutes Cholesterin“.
Erkrankungen im Zusammenhang mit Cholesterin
Der Darm nimmt Cholesterin über die Gallensäure auf. Eine Änderung der Zusammensetzung der Gallensäure führt oftmals zur Bildung von Gallensteinen. 80% der beim Menschen gefundenen Gallensteine enthalten eine hohe Menge Cholesterin. Bei der Hälfte handelt es sich sogar um reine Cholesterinsteine.
Durch seine Ablagerung in unseren Blutgefäßen ist LDL-Cholesterin ein Hauptbestandteil von arteriosklerotischen Plaques. Zahlreiche Studien belegen, dass die Einnahme cholesterinsekender Medikamente das Herzinfarktrisiko senkt. Ein Gegenbeispiel: Menschen mit einer genetisch bedingten Variante des LDL-Rezeptors weisen ihr Leben lang einen niedrigeren Cholesterinspiegel auf. Sie verfügen über ein 23 Prozent niedrigeres Infarktrisiko.
Umstrittene Befunde
Die erwähnten Studien legen einen Zusammenhang zwischen Cholesterinspiegel und dem Risiko von Herzkrankheiten nahe. Experten sind sich über die Bedeutung dieser Befunde jedoch uneins. Demnach führt ein erhöhter LDL-Cholesterinspiegel nur bei Männern bis zu einem Alter von 45 Jahren zu einem erhöhten Herzinfarktrisiko. Mediziner betrachten den Zusammenhang somit nicht als erwiesen.
Auch die positive Wirkung fettarmer Ernährung gilt in der Medizin nicht als bewiesen. Beim Menschen besteht nur ein geringer Zusammenhang aus Ernährung und Cholesterin. Wir verwerten nicht mehr als 30 bis maximal 60 Prozent des in Lebensmitteln enthaltenen Cholesterins. Seinen übrigen Bedarf deckt der Körper selbst. Die bisher größte Studie zu diesem Thema umfasste 50000 Frauen im Alter von 50 bis 79. Sie zeigte keine Vorteile fettarmer Ernährung auf.
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