Bereits in den Veden (Sanskrit:Veda = Wissen) taucht die Frage nach der Entstehung der Welt auf. Die Entstehung der Veden wird auf 1.200 bis 800 vor Ch. datiert.
„Als weder Etwas war, noch Nichts, und Finsternis gehüllt in Finsternis. Wo war die Welt? Wer schloss sie ein? Wer möchte das Geheimnis wohl ergründen?“ Quelle: Rig Veda, Schöpfungshymne.
Wir unterscheiden nach
- Rig Veda Samhita, Hymnen
- Samaveda Samhita, Lieder
- Yayurveda Samhita, Opferformeln
- Atharvaveda Samhita, magische Formeln
Wir unterscheiden bei den Urformen des Yoga zwischen dem rein körperlichen Hatha Yoga, Raja Yoga, Jnana Yoga und Bhakti Yoga. Im Atharvaveda finden sich die ersten Hinweise auf Ayurveda, dem ältesten Medizinsystem der Welt.
Jnana Yoga und Vedanta
Jnana Yoga beruht im Wesentlichen auf den Erkenntnissen der Vedanta Philosophie. Der Vedanta – eine der sechs philosophischen Systeme Indiens – entstand etwa um 800 nach Christus. Das Ziel des Jnana Yoga gleicht dem des Raja Yoga oder Bhakti Yoga. Nur mit einer anderen Methode. Jnana Yoga bezeichnet man als Yoga für die Starken, da deren Anhänger weder mystisch noch fromm veranlagt sein dürfen. Alles geht bei diesem Weg über die Vernunft.
Jnana Yoga strebt nach der Erkenntnis der letzten Wahrheit. Ziel ist die Erlösung (Moksha) vom Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen. Der Jnana Yogin (Jnanin) muss bereit sein, allen alten Götzen und Aberglauben zu entbehren. Jedes Begehren nach unserer oder einer sonstigen Welt aufzugeben und entschlossen sein, nur nach der Freiheit zu streben.
Erst die Erkenntnis, was wir wirklich sind, nimmt uns die Furcht vor Geburt und Tod. Der Vedanta sagt, tat tvam asi – wir sind Es. Aber wir können Es nie kennen, weil Es nie Gegenstand der Erkenntnis sein kann.
Die drei Phasen im Jnana Yoga
Der Jnanin muss als erstes die Furcht überwinden. Das Thema spielt auch in der deutschen Literatur eine große Rolle – siehe Goethes Faust II: Zwei der größten Menschenfeinde, Furcht und Hoffnung, angekettet, Halt‘ ich ab von der Gemeinde. Platz gemacht! ihr seid gerettet. [Goethe: Faust. Eine Tragödie. Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, S. 50117 (vgl. Goethe-HA Bd. 3, S. 170)]
In der Regel durchschreitet der Jnanin 3 Phasen:
- Shravana = die Lehrphase, in der ein Meister den Schüler unterrichtet
- Manana = das erworbene Wissen wird verinnerlicht und reflektiert
- Nididhyasana = anhaltende Meditation, in der der Schüler praktisches Verständnis erwirbt, das ihn zur Erkenntnis führt
Jnana Yoga bedeutet Konfessionslosigkeit. Das heißt nicht, dass der Jnanin Konfessionen verachten soll. Er soll lediglich eine höhere Stufe erklimmen, die über allen Konfessionen liegt. Der Jnani will nicht zerstören, sondern helfen. Wie alle Ströme ins Meer fließen und sich dort vereinigen, so führen alle Konfessionen zu Jnana und werden dort eins.
Angewendete Theorie im indischen Heldenepos
In dem indischen Heldenepos Bhagavad Gita lehrt Krishna klar und deutlich Jnana Yoga. In diesem lesenswerten Epos wird die ganze Gedankenwelt des Vedanta und damit des Jnana Yoga wiedergegeben. Die Veden lehren uns die Unsterblichkeit der Seele, die vom Tod des Leibes in keiner Weise berührt wird.
Die Gegenwart wird nur als Trennungslinie von Vergangenheit und Zukunft gesehen. Wir können daher nicht sagen, nur die Gegenwart geht uns etwas an, da sie ohne Vergangenheit und Zukunft nicht existiert. Die Zeit wird nur als eine durch die Form der menschlichen Anschauung bedingte Idee gesehen. Jnana lehrt, daß wir die Welt aufgeben, ihr aber nicht entfliehen. Wir müssen den Aberglauben an den Körper aufgeben, da wir nicht der Körper sind.
Der Jnani lässt alle Formen und Regeln und alle Bücher hinter sich. Er ist sein eigenes Buch. Er
- darf nichts als Erkenntnis begehren
- beherrscht die Sinne
- ist sich bewusst, dass alles außer dem Einen, unwirklich ist
- hat unstillbares Verlangen nach Freiheit
Der Jnani nimmt nicht alles als gegeben hin. Er analysiert mittels reiner Vernunft, bis er das Nirwana erreicht hat. Weitere Informationen: Yoga, Heilstrategie aus Indien